Liebe Leserin , lieber Leser,
der Evangelist Johannes lässt Jesus diese Worte sprechen. Er ist der einzige Evangelist, der sie formuliert, und die theologische Forschung versteht sie als „Christusworte“, also als Worte, die der Auferstandene seinen Gläubigen im Gebet und in der Meditation seiner irdischen Worte eingegeben hat.
Für unsere Kirche sind sie in dieser Hinsicht wahr und sie spiegeln oder spitzen sogar zu, was Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern leibhaftig gesagt hat und was an ihm in seinen Taten sichtbar geworden war für sie.
„Ich bin das Brot“ nicht: „Ich bin der Ferrari, den du dir wünschst“, oder „Ich bin deine Karibikkreuzfahrt“, … oder so ähnlich.
Mit diesem Wort vom Brot werden wir Menschen heruntergebrochen auf das, was wir wirklich brauchen und als Menschen sind, jenseits aller künstlich – kommerziell erzeugten Begehrlichkeiten, denen wir uns hingeben, jenseits aller Selbstinszenierungen und Selbstbehauptungen.
Menschen, die von anderswo auf dieser Erde kommen, beschreiben oft, dass sie nicht begreifen, warum wir Westler so unzufrieden sind, so ruhelos bei all dem Reichtum. Sie erzählen von den alltäglichen Sorgen und der Mühsal ihres Alltags, und wie schnell sie Zufriedenheit und sogar Glück empfinden, wenn nur eben einer ihrer Tage mal ohne unlösbare Probleme oder ohne Mangel war.
In der Begegnung mit unseren alten Menschen können wir erleben, wie das elementare Beisammensein, ein Gespräch mit Zeit, Hände, die einander warmherzig fassen, kostbar wie Diamanten werden.
Wenn Sie das jetzt für so eine typische Moralpredigt halten, muss ich schnell mal sagen, nein, es geht um die Frage nach unserem Glück, nach Ihrem Glück. Nämlich so:
Mancher hat ein wenig die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als er sah, wie kahl es um unsere Kirche geworden ist. Das war doch alles so schön und romantisch eingewachsen, kuschelig, einfach Natur, oder?
Die, die genauer hinsahen, erkannten, wie die Büsche und Bäume einander Licht und Nahrung nahmen, wie sie ineinander verkeilt und verstrickt waren, wie sie sich gegenseitig erwürgen wollten, oberirdisch und unterirdisch. Sie waren künstlich in Not geraten, wie es in der freien Natur normalerweise nicht geschieht. Dabei hatten sie ihre eigentliche Form verloren, waren eilig und dünn ausgewuchert in der Gier nach Licht, konnten sich auf dem eigenen Stamm nicht halten, sondern mussten sich auf ihre Konkurrenten stützen, diese niederhalten, um selber hochzukommen… Glück sieht anders aus.
Schlicht sein dürfen. In uns ruhen. Genüge haben in uns selbst. Elementar und darin im Frieden sein. Wir wissen, dass das eine viel gegründetere Vision von uns selbst ist, als die vielen künstlich uns aufgepfropften, angetriebenen Versionen von Leben, die uns ständig um die Ohren gehauen werden.
Ich wünsche Ihnen und Euch elementare, gesegnete Zeit, die wie gutes Brot ist, wie ein gefüllter Kelch, wie Hand in Hand Sein mit dem Leben.
Ihr und Euer
Christoph Sassenhagen