Der Herr, unser Gott

„Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist allein der Herr, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft.

Dies ist das höchste Gebot. Das andere ist dies:

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“

Markus 12, 29-31

Liebe Leserin, lieber Leser,
Auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot für unser Leben gibt Jesus diese Antwort. Er hat sie nicht selbst formuliert, sondern er zitiert, was jede und jeder in Israel als Grundlage des Glaubens lernt.

OK?! Nicht sehr originell !? … möchte man sich wundern.

Aber: nehmen wir mal eine Wand, die immer „blau“ gestrichen war. Bei jedem Neuanstrich wird sie ein bisschen ins Rötliche verändert, unabsichtlich. Wenn man die Bewohner fragt, welche Farbe ihre Wand hat, antworten sie sicher immer noch: „Blau“.

Dann findet jemand den alten Farbeimer von vor zwanzig Jahren, er malt damit die Wand an, kommt aber mit dem Rest nur bis zur Hälfte. „Die Farbe ist ja toll !“, sagen die Bewohner, „Schade, dass sie nicht gereicht hat!“ „Cool“, sagen die Kinder im Haus, „die hätten wir schon viel früher haben sollen!“ „Das ist das Blau vom Anfang“, sagt der Maler.

Manchmal ist original origineller als originell. Im Gezänk dieser Jahre ist die vermeintlich alte Botschaft von der Liebe, die Rücksicht nehmen kann, von Liebe, die teilen kann, von Liebe, die Gerechtigkeit will, von Liebe, die Achtung vor allen Menschen hat, von Liebe, die den Frieden sucht, von Liebe, die die Mitgeschöpfe wichtig nimmt, von Liebe, die dem Gegenüber den Vortritt lassen kann, vielleicht genau das: Die Antwort auf all unsere Fragen. Das höchste Gebot.

Das höchste Gebot zum Leben und zum Überleben. All die neueren, eingefärbteren Antworten darauf, was wichtig ist fürs Leben, sind gefälliger, bequemer, haben uns aber entwöhnt, vergessen lassen, worauf es letztendlich ankommt. Immer. Ohne Liebe zu dem um uns her ist alles nichts.
Und nichts geht gut aus ohne sie.

Herzlich Ihr/Euer
Christoph Sassenhagen