Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Alle,
für viele ist Weihnachten die schönste Zeit des Jahres. Einkäufe und Vorbereitungen, die großen und kleinen Geheimnisse, an deren Erfindung für die Anderen wir uns freuen, die Vorfreude auf deren Freude und die Vorfreude auf die eigene Freude …
Beisammen sein, einander guttun, einander Gutes tun, Zeit haben, Muße genießen, verbunden sein miteinander und sogar mit denen, die schon von uns gegangen sind und doch noch so starke Resonanz in uns wachrufen …
All die Schönheiten dieser Zeit, all der Schmuck im Grün, in rot und weiß und golden – oder auch in pink und mint, violett und schwarz …
Erinnerung und Gegenwart und Zukunftstraum, all das geht ineinander in dieser Jahreszeit, in der -nach altem Glauben- die Zeit stillsteht …
Romantiker! – werden mir etliche zurufen wollen, Weihnachten ist Stress, Angst nicht das Richtige zu schenken, höchste familiäre Obacht …
Beides sind Seiten der selben Medaille: Wir sehnen uns – immer eigentlich – nach Harmonie und Frieden, sehnen uns danach, dass das Leben einfach nur gut sein kann. Wir tun etwas dafür, ringen darum, …
aber so wenig gehört dazu, dass unser Weihnachtsmärchen platzt.
Sprechen wir aber auch von denen, die sich von vornherein nichts von dem Fest erwarten. Sprechen wir von Krankheit, die jeden Tag beeinträchtigt und schwer macht, sprechen wir von Leid und Sorge, die Menschen einander aufbürden, von Zerwürfnissen, die unheilbar scheinen, sprechen wir von Trauer, von der Angst der Einsamen vor den anstehenden Festtagen.
Unsere gängige Weihnachtsideologie, die durch die Konsumidyllen, die man uns andient, nochmals zugespitzt wird, ist oft in keiner Weise durchlässig für all die Not um uns her Und die hört ja nicht einfach auf, weil Weihnachten ist.
Von den Gräueln der Kriege und der menschenverachtenden despotischen Regime in dieser Welt gar nicht zu reden …
Mein Anker ist die Kirche. Wenn wir dort am Heiligabend alle miteinander singen, dann legt sich Weihnachten samtweich in mein Herz.“ Das sagte dieser Tage eine Pastorenkollegin in Kopenhagen der Öffentlichkeit.
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Mein Anker ist das Kind im Stall, der kleine blaugefrorene Gott, der sich nicht nur in die karge Krippe legt, sondern auch in mein spröde gewordenes Herz, samtweich.
Unser Anker ist Jesus, das nackte Kind, das eben noch Gott war, mit aller Macht des Kosmos bekleidet. Das Kind, das sich in eine Welt legt, die kein Quartier für Gebärende hat, in eine Welt, die Erstgeborene hinschlachtet aus politischen Gründen, in eine Welt, die Menschen außer Landes treibt und anderswo ihnen Zuflucht allenfalls zähneknirschend und argwöhnisch gewährt (- von all dem erzählt die biblische Weihnachtsgeschichte).
Wenn ich, in Gedanken an all die, deren Not ich kenne, aus dem Kreis derer herausfalle, mit denen ich Familienweihnachten feiere, oder herausfalle, weil mein eigenes Leben mir in all dem festlich Schönen unwillkürlich doppelt wehtut, dann wende ich mein Herz dem Kind zu. Dem Kind, das sich samtweich in unsere Herzen legt, damit wir glauben können und hoffen können und die Liebe zum Leben nicht aufgeben. Das ist das beste Rezept, das ich kenne für ein gutes Weihnachten.
Ein gutes Weihnachten, ein gesegnetes Weihnachten Ihnen und Euch allen!
Ihr/Euer Christoph Sassenhagen